CHRISTUS WIRD GESEHEN
UND ERKANNT
Sonntag den Auferstehung Jesu Christi
„Zwei von den
Jüngern Christi waren auf dem Weg von Jerusalem in ein Dorf namens Emmaus.
Während sie miteinander sprachen und ihre Gedanken austauschten über die Leiden
und die Auferstehung Christi, kam Jesus hinzu und ging mit ihnen. Doch sie
waren wie mit Blindheit geschlagen, so daß sie ihn nicht erkannten. Sie
sprachen mit ihm, sahen ihn, aber die Augen ihrer Seele waren verschlossen, und
sie erkannten nicht, mit wem sie redeten. Sie baten ihn, bei ihnen zu bleiben.
Er nahm ihre Einladung an und ging mit hinein. Als er mit ihnen bei Tisch saß,
nahm er das Brot, sprach den Lopreis, brach das Brot und gab es ihnen. Ihre
Augen gingen auf, und sie erkannten ihn, dann sahen sie ihn nicht mehr“ (Luk 24,13-35).
Die beiden Jünger sahen ihn, als sie auf
dem Weg waren, aber ihre Augen waren verschlossen. Als er das Brot brach,
gingen ihnen die Augen auf. Da waren sie überzeugt, daß er Christus ist – aber
er war verschwunden. Entsprechende Ereignisse fanden seit der Geburt Christi
auf unserer Erde statt.
Symeon der
Theodohos und die Prophetin Anna sahen das göttliche Kind mit geöffneten Augen,
und sie prophezeiten (Luk 2,24-38). Auch andere sahen das göttliche Kind,
aber ihre Augen waren verschlossen, und sie erkannten in dem göttlichen Kind nicht
den Erlöser. Sie sahen einen Säugling gleich wie jeder andere. Im Tempel von
Salomon sahen ihn die Lehrer des Mosaischen Gesetzes als Zwölfjährigen. Ihre
Augen waren aber verschlossen, und sie erkannten nicht, mit wem sie redeten.
Sie sahen, aber erkannten ihn nicht. Sie sahen nur ein zwölfjähriges Kind.
„Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen, sehen sollt ihr, sehen, aber
nicht erkennen“ (Matth 13,14 – Jes 6,9-10)
Johannes der Täufer sah ihn am
Fluß Jordan als Dreißigjährigen. Seine Augen waren geöffnet, deshalb bezeugte
er, daß er der Sohn Gottes ist (Joh. 1,29–34)
Auch andere sahen
ihn am Fluß Jordan, aber ihre Augen waren verschlossen. Sie sahen nur einen
einfachen Menschen.
Drei von seinen Jüngern sahen ihn auf dem Berg
Tabor. Sie sahen seine Verwandlung mit dem geöffneten Augen ihrer Seele. Als er
vom Berg hinunterstieg, sahen ihn auch die anderen Jünger, aber sie sahen nicht
sein unerschaffenes Licht, ihre Augen waren verschlossen. Als Christus seine Jünger
fragte, was für eine Meinung das Volk über ihn hätte, gestand Petrus mit den
geöffneten Augen seiner Seele, daß er der Sohn Gottes ist (Matth. 16,13-20)
Die Sadduzäer sahen ihn.
Kaiafas, Pilatus und Herodes sahen ihn, aber ihre Augen waren verschlossen. Der
Hauptmann aber gestand mit den geöffneten Augen seiner Seele: „Wahrhaftig,
dieser Mensch war Gottes Sohn“. (Mark. 15,39)
Nach der
Auferstehung warfen sich Maria Magdalena und die andere Maria (mit geöffneten
Augen) vor ihm nieder und umfaßten seine Füße (Matth 28,9)
Die elf Jünger gingen nach
Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Als sie Jesus sahen,
fielen sie vor ihm nieder (mit geöffneten Augen). Einige aber hatten Zweifel.
Ihre Augen waren verschlossen (Matth
28,16-17)
Zwei von seinen Jüngern waren
unterwegs und wollten aufs Land gehen, dort sahen sie mit geöffneten Augen den
Herrn. Er erschien in einer anderen Gestalt (Mark 16,12)
Später erschien er auch den Elf,
und als sie bei Tisch waren, tadelte er ihren Unglauben und ihre Verstocktheit,
weil sie denen nicht glaubten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten (Mark 16,14)
Ihr Unglauben und ihre
Verstocktheit ließen sie denjenigen, welchen der auferstandene Herr erschienen
war, nicht glauben. Als Christus als Auferstandener selbst in der Mitte trat
und ihnen sagte: „Friede sei mit euch“
meinten sie, daß sie einen Geist sahen (Luk 24, 36-39). Der
Herr aber sagte zu ihnen: „Was seid ihr so bestürzt? Warum laßt ihr in eurem Herzen
solche Zweifel aufkommen? Seht die Wunden auf meinen Händen und meinen Füßen.
Ich bin es selbst. Faßt mich doch an und begreift“. Darauf
öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen:
„So
steht es in der Schrift: der Messias wird leiden und am dritten Tag von den
Toten auferstehen“ (Luk 24, 45-49)
Maria Magdalena sah ihn und
glaubte, daß er der Gärtner sei. (Ihre Augen waren verschlossen). Als Jesus sie
mit ihrem Namen rief, erkannte sie ihn (mit geöffneten Augen), und sie wandte
sich an ihn und sagte zu ihm: „Rabbuni“! (Joh 20,14-16)
Der Apostel
Thomas, mit geöffneten Augen, gestand nach seinem Unglauben: „Mein Herr und mein Gott“ (Joh 20,24-29). Der Herr aber sagte zu ihm: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die
nicht sehen und doch glauben“.
Am See von
Tiberias waren seine Jünger überzeugt, daß sie mit dem auferstandenen Herrn
sprachen und wagten nicht zu überprüfen, wer er ist – sie wußten, es war der
Herr (Joh 21,1-14).
Alle sahen ihn,
aber einige erkannten ihn, andere zweifelten an ihm, und andere glaubten nicht
an ihn. Alle sahen den selben Menschen, die selbe Gestalt. Was war es, das
alle, die glaubten, sahen? Und was war das, was die anderen nicht sahen und
nicht daran glaubten?
Er ist das Haupt
des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene
der Toten, so hat er in allem den Vorrang (Kol. 1,18).
Diejenigen, die ihre Augen offen hielten, erkannten seine göttliche Natur und
knieten in Ehrfurcht vor ihm nieder. „Ich will unter ihnen wohnen und mit
ihnen gehen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein“ (2 Kor 6,16). Christus kann durch
seine Menschenwerdung durch die heiligen Sakramente in unsere menschliche Seele
hinein.
„Wenn jemand mich liebt, wird er an
meinen Worten festhalten, mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm
kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14,23). Er kann durch die heiligen Sakramente in uns
hinein. Er ist zwischen uns, und man kann ihn an den Gesichtern unserer frommen
Brüder erkennen.
„Aber ich bitte
nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich
glauben. Alle sollten eins sein. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin,
sollten auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast“ (Joh 17,20-21). „Ich bin der
Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt
reiche Frucht“ (Joh 15,5). „Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen,
damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in
ihnen bin“ (Joh 17,26).
„Wer mein
Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56).
Christus also und
sein Königreich sind in uns. Verbunden mit ihm erscheint jeder Mensch als
Gottesmensch. Wir alle sehen unsere christlichen Brüder als Menschen – denn
unsere Augen sind verschlossen. Aber mit geöffneten Augen sehen wir in den
Gesichtern unserer Brüder das Bild Christi.
„Alle aber, die
ihn aufnehmen und an seinen Namen glauben, gibt er die Macht, Kinder Gottes zu
werden“ (Röm 8,14 – Gal 3,26 – Joh 1,12 – 1 Joh 3,2)
Wenn sich unsere christlichen
Brüder vom Geist Gottes leiten lassen, dann können sie durch Gottes Gnade vor
ihm Götter genannt werden. „Ich habe gesagt: Ihr seid Götter“ (Joh 10,34)
„Selig sind die
ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen“. (Matth 5,8)
„Die Abgestumpftheit und die Verstockung zusammen mit dem
Unglauben halten die Augen der Seele geschlossen, deshalb rede ich zu ihnen in
Gleichnissen, weil sie sehen und doch nicht sehen, weil sie hören und doch
nicht verstehen, denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden, und mit ihren
Ohren hören sie nur schwer, und ihre Augen halten sie geschlossen, damit sie
mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Ohren nicht hören, damit sie mit
ihrem Herzen nicht zur Einsicht kommen, damit sie sich nicht bekehren und ich
sie nicht heile“. (Matth 13,13-17)
Wenn unsere Augen geöffnet
werden, dann könnten wir mit Ehrfurcht den Herrn sehen. Er beobachtet uns mit
den Augen unserer christlichen Brüder. Dieser göttliche Anblick befreit die
Menschen von den bösen Wünschen und Sünden gegen unsere Brüder.
Das Erstaunen des
göttlichen Anblicks Christi treibt die sündingen Bewegungen in uns selbst
zurück, welche sich gegen unsere Brüder richten. Erschüttert wird der Mensch,
der des göttlichen Anblickes würdig ist, immer mehr Menschenfreund werden. Er
fängt an, seinen Brüder als eine heilige Person mit göttlicher Berufung zu
sehen. Er erkennt Christus in ihnen. Er lebt zusammen mit seinen Brüdern in
Liebe, denn er sieht Christus in jedem Gesicht seiner christlichen Brüder in
anderer Gestalt.
Möge der Herr die Augen unserer
Seele öffnen, damit wir die Auferstehung Christi erkennen und den heiligen
Herrn Jesus Christus anbeten, den Einzigen ohne Sünden.
Christodoulos Gregorianischer Mönch
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